Cesi am Berg Eolo. Hier fährt der Bus durch bis zur Station Richtung „Romita“.

Von Terni aus ging es mit dem Bus No.16 um 12 Uhr 10, in den kleinen Ort Cesi am Berg Eolo. Dieser Bus fährt nur 3 x am Tag.

Die Busgemeinschaft informierte den Busfahrer Fabio über das aktuelle Geschehen rund um Terni. Und über einen unzuverlässigen Verlobten, un fidanzato inaffidabile. Ich war glücklich. In der „piccolo mondo“. Ich fühlte mich wie bei Don Camillo und Peppone. Hörte und sah‘ Italien.

 

 

Nach einer langen Zugfahrt von Deutschland kommend war ich mitten im italienischen Leben angekommen. Fabio hielt nur meinethalben an dieser Haltestelle. Scusi, voglio fare una foto del Bus.“

Fabio wartete. Der Aufstieg von Cesi hoch zur Romita begann in der Mittagshitze.

Beginnen wir mit dem Pilgern. Auf diesem Weg. Die Sonne lacht. Es geht mühsam aufwärts.

Süße Früchte gab es, Gott sei Dank – an denen ich mich immer wieder laben konnte.

Zwei Gedanken trösteten mich:

Wenn wir bei uns ankommen wollen, müssen wir langsam sein. Oliver Tietze Deutscher Chemiker, Aphoristiker, Lyriker. www.original-leitspruch-kalender.com.

 

Wir müssen langsam reisen.

Damit die Seele Schritt halten kann.

Die Seele geht zu Fuß. Dr. Peter Dogs.

Und da. Ein erstes Zeichen. Ich bin auf dem rechten Weg. Vogelgezwitscher erfreute mein Herz. 

Endlich. Der weite Blick auf Umbrien. Gegliederte Felder. Keine ausgeräumte Landschaft.

Und kurz danach…

Angekommen.

Es ist die Stunde der Siesta. 15 Uhr. Bussa e ti sara aperto. Klopf an, und dir wird aufgetan. Aber nicht einmal die Hunde hoben ihre Köpfe. Offensichtlich erkannten sie mich noch, und das nach 5 Jahren. Ansonsten wird jeder Ankommende laut bellend gemeldet.

Nur Caterina empfing mich, trotz Siesta. Die Pilgerin half Bruder Bernardino. Sie hatte ihren Job als Filialleiterin einer Bank in Thüringen aufgegeben. Sie pilgerte auf den Spuren von Hildegard von Bingen. Auf dem Franziskusweg begegnete sie der Romita.

Sie führte mich in meine Zelle.

Willkommen.

Angekommen.

Aufgenommen.

Jede Mittagsruhe geht zu Ende. Ich wurde von Bruder Bernardino begrüßt. Komm‘ erst mal an, Paola“. Sagte er. „Lies etwas. Und geh‘ zum Belvedere.“ Es war die erste kontemplative Aufgabe, die ich von ihm bekam.

Photo: Jens Hoffmann.

Von dort sieht man – von dort sah‘ Franziskus, halb Umbrien. Und wieder erfreute diese kleinteilige Landschaft mein Herz.

La Romita weiße Insel im Grün der Wälder“.

Photo: Jens Hoffmann.

Ein Franziskanisches Kloster von außergewöhnlicher Schönheit.

Geborgen sein. Nach oben gezogen werden. Paola.

Photo: La Romita di Cesi.

Die schlichte Architektur.

Gott liebte die Menschen. Deshalb stellte er ihnen die Sonne vor das Haus. Franziskus.

Mauern aus Natursteinen. Steingewordene Harmonie. Eine Wohltat für die Augen.

Der Glockenturm, der sich einsam in den Himmel hebt.

In der Mitte die majestätische Libanonzeder.

 

Das Belvedere mit der wunderbaren Aussicht ins weite Umbrien.

All‘ dies macht La Romita zu einem Juwel unter den alten franziskanischen Klöstern in den Bergen Umbriens.

Auf dem Gelände des Klosters hatten die Benediktiner 500 nach Christus aus römischen Ruinen eine kleine Kapelle gebaut. 700 Jahre später sah‘ Franziskus von dem Dorf Sangemini aus ….nur noch Ruinen. Neugierig geworden stieg er hoch. Das war im Jahr 1213.

Und er fand die verfallene Benediktiner Kapelle.

Historische Photos: Paolo Rossi Facebook.

Franziskus hat 1213 mit einem Mitbruder die Kapelle wieder aufgebaut.

Photos: Paolo Rossi Facebook.

Leben zog ein.

Photo: Paolo Rossi Facebook.

1861 war Säkularisation in Italien. Der neue Nationalstaat enteignete Kirchen und Klöster. Und somit auch die Romita.

Dann kam eine lange Zeit der Dunkelheit und Verlassenheit. So war es 130 Jahre lang still geworden in der Romita. Poi nel 1991 „Sono venuto io – da kam ich.“ Erzählte Bruder Bernardino.

Photo: Paolo Rossi Facebook.

Damals begann Bruder Bernardino, auf Italienisch Frate, Frate ohne r, mit einer Schar von Freund:innen die verfallene Einsiedelei wieder aufzubauen.