Bad Wörishofen, im Mai 2022
Liebe Pilgernde,
„Pilgern auf Italienisch“ erzählt von meinen zwei Pilgerreisen, die ich 2018 und 2019 unternahm. Ich hatte Sehnsucht die Romita, dieses wunderbare Kloster in den Bergen des Appenin, wieder zu besuchen. Von dort aus unternahm ich Pilgerausflüge.
Die Romita wurde durch Frate Bernardino geprägt. Der Nachfolger von Franziskus ist am 22. Mai im Alter von 83 Jahren auf seiner Romita gestorben. 1991 hatte er das verlassene Kloster der Benediktiner wieder aufgebaut. Ich bin dankbar, dass ich diesem Menschen auf meiner persönlichen Pilgerreise begegnet bin.
Jetzt wird sich zeigen, ob der Geist und die Gedanken von Frate Bernardino auf der Romita weiterleben. Seine Nachfolger:innen hat er selbst bestimmt. So wird die Romita hoffentlich eine Accoglienza dei Pelegrini bleiben; eine Ruheort für alle Pilgernden auf ihrem Pilgerweg.
Meine Erzählungen vom „Pilgern auf Italienisch“ bleiben, so hoffe ich, zeitlos – Dank des guten Geistes auf der Romita.
Buon Cammino
Paola
An einem Sommermorgen,
da nimm‘ den Wanderstab.
Es fallen Deine Sorgen, wie Nebel von Dir ab.
Theodor Fontane brachte es auf den Punkt, mit diesen lächelnden Worten. Franz von Assisi und Goethe empfanden genauso. Ich auch. Und so zog ich 2018 wieder los, auf den Franziskusweg.
Der große Franziskusweg verläuft entlang des Apennins. Ich hatte mir den Weg vor einigen Jahren erwandert. Das Buch von Angela Seracchioli war mir wieder ein lieber Begleiter.
Hier blickt Franziskus vom Kloster Montecasale ins Land – und lädt ein zum Verweilen.
Zum Staunen, Schauen und Denken. Zur Ruhe kommen.
Buon Giorno. Ich freue mich, dass Sie gekommen sind, um mich zu begleiten. Buon Cammino.
Egal, wo man auf diesem Pilgerweg beginnt. Stets begegnet den Pilgernden der freundliche Franziskus.
Freundliche, hilfsbereite Menschen, die weiterhelfen, Gute Gespräche, Gutes Essen.
„Es gibt nichts Schöneres unter der Sonne, als unter der Sonne zu sein“ sagte dazu Ingeborg Bachmann. Die selbst in Italien lebte.
Aber ………..wo beginnen?
„Man ringt mit allerlei Problemen.
Zunächst, wo soll man Anlauf nehmen“?
Ringelnatz half mir mit diesen Worten auf die Sprünge.
Das Kloster „La Romita di Cesi“ hatte ich nie vergessen.
Es ist eine der Stationen auf dem Franziskusweg.
Ein schönes, ein stimmungsvolles, ein besonderes franziskanisches Kloster in Umbrien. Dort hatte Franziskus die erste Version seines Sonnengesangs verfasst.
Hier fühlte ich mich schon bei meiner ersten Pilgerreise aufgehoben. Und blieb spontan mehrere Tage…. in einer Gemeinschaft aus Pilger:innen und Unterstützer:innen von Bruder Bernardino Greco. Einem Franziskaner.
Damals gab Frate Bernardino mir mir eine Aufgabe. Ich sollte einen zugelaufenen Hund ins Tierheim zu bringen.
„La vita ti chiama“ sagte er damals zu mir. Das Leben ruft Dich. Ich pilgerte weiter und brachte die kranke Linda zum Tierarzt.
Im Juli 2018 rief ich endlich mal bei Bruder Bernardino an und fragte, ob ich wieder in seinem Kloster bleiben dürfte. Von dort aus wollte ich meine Touren machen. Und Fotografien nachholen. „Ja, es ist möglich“. , sagte Bernardino. „Komm!“
Ein schönes Stück Umbrien erwartet uns – zwischen Assisi und der Stadt Terni. In der Mitte des Italienischen Stiefels gelegen.
Über Nacht brachte mich der Zug nach Terni. Der Blick aus dem Zugfenster am Morgen zeigte mir: Es ist noch alles da. Die Sonne. Der blaue Himmel. Die Hügel. Die italienisch anmutende Landschaft.
„Was fehlt uns? Ich hörte den Psychologen Dr. Peter Dogs in „Eins zu Eins der Talk“ sagen: „Die Zufriedenheit und die Fähigkeit, beim Zugfahren aus dem Fenster zu schauen.“
Der Link zum Podcast „Eins zu Eins der Talk“ ist nicht mehr zur Verfügung. Ein aktuelles Interview mit Dr. Dogs zum Thema „Resilienz“: